Samstag, 19. Oktober 2013

Projektbesuch in Arad/Rumänien

School image – How to optimize our school promotion strategy
Mobilität:           Arad vom 18.10. – 25.10.2013
Partnerschule:    Liceul de Arta "Sabin Dragoi"
Teilnehmer:      Frau Fischer, Frau Lembke, Herr Höfler, Herr Neumerkel
Ziel der Projektteilnahme: Erfahrungsaustausch mit Fachkollegen im europäischen Ausland sowie das Kennenlernen der beruflichen Ausbildungssysteme im europäischen Ausland.


18.10.2013
Nach einer entspannten Flugreise über München kamen wir fast pünktlich in Timisoara an.
Der Transfer vom Flughafen zum Hotel in Arad funktionierte hervorragend. Nachdem wir im Hotel eingecheckt hatten, machten wir uns auf den Weg ins Zentrum von Arad, um noch etwas zu essen.

19.10.2013
Aufgrund der Zeitumstellung mussten wir "mitten in der Nacht" 6:45 Uhr aufstehen, um pünktlich 8 Uhr bereit zu sein. Wir stiegen in einen gemieteten Kleinbus, der uns die nächsten beiden Tage quer durch Transsilvanien (Siebenbürgen) fahren sollte. Zunächst wurde aber erst einmal Laura abgeholt. Sie sollte uns begleiten und unsere Dolmetscherin sein.
Erste Station war Deva mit seiner mittelalterlichen Burgruine, die wir per Standseilbahn erklommen.
Der Rundgang auf der zur Zeit in Sanierung befindlichen Burgruine barg unerwartete Gefahren für Leib und Leben der Expeditionsteilnehmer.
Zum Glück wurde niemand von den gefährlichen Schlangen gebissen. So konnten wir die herrlichen Aussichten genießen und kamen gesund und munter wieder am Fuß des Berges an. Unser Fahrer brachte uns mit einigen waghalsigen Überholmanövern von Pferdekarren wohlbehalten zur nächsten Sehenswürdigkeit.
Hunedoara ist eine Burg, die zu Zeiten Ceaucescus ringsum mit Industrieanlagen zugebaut wurde. Sowohl Ceaucescu als auch die Industrieanlagen leben nicht mehr. Von Ceaucescu sieht man nichts mehr, die Ruinen der Industrieanlagen verschandeln die Gegend immer noch. Die Burg aber wurde renoviert und erstrahlt in altem und neuem Glanze!
Im Anschluss daran setzten wir uns wieder in den Bus und fuhren Pferdegespanne überholend nach Sibiu/Hermannstadt - mitten in Siebenbürgen. Am Horizont im Norden grüßten die schneebedeckten Berge des Fagaras-Gebirges.
Wir nahmen Quartier in der Pension "Casa Romana" mitten im Zentrum der Kulturhauptstadt Europas 2008. Die Schönheiten der Stadt führte Laura uns bei einem Rundgang vor Augen. Von einem Turm im Stadtzentrum aus genossen wir einen grandiosen Sonnenuntergang.
Mit dem Genuss niedrig- und hochpronzentiger einheimischer Getränke neigte sich ein wundervoller Tag im schönen Rumänien dem Ende entgegen.

20.10.2013
Der Sonntag begann mit kühlen Temperaturen aber herrlichem Sonnenschein. Ideal für den Besuch des volkskundlichen Freilichtmuseums bei Sibiu.
In der zauberhaften Anlage im idyllischen Stadtwald Dumbrava kann man 340 alte Bauernhöfe und Mühlen besichtigen. Sie zeigen das Leben des rumänischen Volkes in verschiedenen Epochen und Regionen.

Nach dem zweistündigen Rundgang fanden wir Stärkung bei einem zünftigen rumänischen Mahl – Krautrouladen mit Mammaliga (Maismehlbrei).
Zufrieden und gestärkt fuhren wir nach Sighişoara. Unterwegs besuchten wir noch Biertan mit seiner für diesen Landstrich so typischen Kirchenburg. 
Diese Eigenart einer festungsähnlichen Kirche stammt aus der Zeit der osmanischen Übergriffe. Die Landbevölkerung suchte und fand bei Angriffen Schutz hinter den Kirchenmauern. In Biertan zu deutsch Birthälm gibt es auch heute noch eine große deutsche Gemeinde.
Ein Spaziergang durch die Gassen von Sighişoara führte uns zum Geburtshaus von Vlad Tepes, dem Pfähler. Er war die historische Vorlage für die literarische Figur des Grafen Dracula.
Der Besuch in Sighişoara bildete den krönenden Abschluss des phantastischen Wochenendes mit vielen kulturellen, kulinarischen, sprachlichen und architektonischen Eindrücken. Die Organisatorin dieses Wochenendes war unsere nette, kompetente und in allen Belangen auskunftsfähige Begleiterin Laura. 
Mulțumesc frumos!

21.10.2013
8:30 Uhr wartete unsere rumänische Projektleiterin Maria in der Hotellobby auf uns. Eine original Würzburger Straßenbahn brachte uns in unsere Partnerschule Liceul de Arta "Sabin Dragoi" .
Nach einer kurzen Begrüßung durch die stellvertretende Schulleiterin...
...bekamen wir die Gelegenheit zu zwei Unterrichtsbesuchen. In der Turnhalle konnten wir feststellen, dass es mit Ordnung und Disziplin kein Problem ist, eine 2.Klasse gemeinsam mit einer 10.Klasse zu unterrichten. 
Im Mathematikunterricht einer 10.Klasse wurden ohne Hilfsmittel Gleichungen 4.Grades gelöst, inklusive Lösungen im Bereich der komplexen Zahlen. Die Quadratzahlen bis 25 stellten für die meisten der rumänischen Schüler und natürlich für uns kein Problem dar.
Nach einer Kaffeepause führte uns Maria durch das Schulgebäude. Sehr interessant war für uns ein kurzer Besuch in einer Vorschulklasse. Die fünf- bis sechsjährigen Kinder waren mit Eifer und Aufmerksamkeit bei der Sache. Erste Schreibübungen an der Tafel, das Zählen bis 24 (Anzahl der Schüler) und Wörter mit A waren das Thema. 

Ein Liedvortrag der Klasse und das Klaviersolo eines Einzelnen („Freude schöner Götterfunken“) bildeten den krönenden Abschluss dieser Stunde.

Als nächstes wurden uns die unterschiedlichsten Fachräume gezeigt, vor allem Kabinette für bildende und musische Künste.

Ein Blick in das Lehrerzimmer zeigte uns nichts Neues. Wir kennen das auch: Ein großer Raum für alle. Eins war allerdings anders. Die Lehrer tragen Ihre Unterrichtsberichte in ein großes Buch im Lehrerzimmer ein.
Diesen sehr lehrreichen, aber auch anstrengenden Tag ließen wir ganz ruhig im Hotel ausklingen.

22.10.2013
Am Dienstag trafen wir uns gleich im Direktorenzimmer. Der erste Workshop stand an. 
Im ersten Teil gaben wir dem Kollegium einen kleinen Einblick in das deutsche bzw. sächsische Schulsystem mit dem besonderen Augenmerk auf der beruflichen Bildung. Das größte Erstaunen löste erwartungsgemäß die Tatsache aus, dass jedes Bundesland ein anderes Bildungssystem hat. Natürlich zeigten wir auch Bilder von unseren zwei Schulgebäuden und unserer schönen sächsischen Heimat.
Im 2. Teil gab uns Maria gemeinsam mit der stellvertretenden Schulleiterin einen Überblick über das Schulwesen in Rumänien und den Aufbau und die Struktur unserer Gastschule.
Im Gespräch lobten wir dann den von uns beobachteten respektvollen Umgang der Schüler miteinander und mit den Lehrern und die Unterrichtsdisziplin. Dazu erfuhren wir, dass diese Schule im Gegenteil als sehr liberal gilt; an anderen Schulen in Arad herrscht ein viel strengeres Regime. 
Abgeschlossen wurde der Schultag mit Unterrichtsbesuchen in Musik und Physik. In Musik wurden drei große deutsche Komponisten besprochen, Beethoven, Haydn und Mozart. In Physik wurde die Optik behandelt. Dem Thema konvexe und konkave Linsen konnten wir folgen, denn Wissenschaft ist international. 
Abends trafen wir uns zu einem kleinen Wettbewerb im Bowlingzentrum. Auch da wurde keine ruhige Kugel geschoben. 

23.10.2013 
Das herrliche (Sommer)-Wetter lud uns ein, in die Schule zu laufen, statt mit der Straßenbahn zu fahren. Der Mittwoch stand ganz im Zeichen der Workshops. 
Workshop 1 - Projekt in Ökonomie "Beziehungen zwischen Produzent und Konsument" Eine 11.Klasse stellte uns das Projekt vor. 10 Teams hatten die Aufgabe Waren zu produzieren und in der Schule zu verkaufen. Dabei sollte ein maximaler Gewinn erzielt werden. Die Produkte reichten von Muffins über traditionellen rumänischen Kuchen bis hin zu handgefertigtem Schmuck. Nach der Präsentation inklusive Verkostung entwickelte sich zwischen den Schülern und uns eine rege Diskussion. 
Workshop 2 - grafische Gestaltung 
Dieser Workshop brachte uns ein Wiedersehen mit unserer Laura. In ihrem Unterrichtsraum, der an ein Architekturbüro erinnerte, versuchten wir gemeinsam eine Collage zu erstellen unter Verwendung einiger Fotos aus unserem Blog. Leider führten technische Probleme am PC dazu, dass wir hier noch kein Endergebnis präsentieren können. 
Workshop 3 - universitäre Ausbildung in Rumänien
Unsere Gastschule hatte einen Besuch der privaten Universität "Vasile Goldis" ermöglicht. Dieser Workshop gliederte sich deshalb in drei separate Teile auf. 

3.1 Entwicklungszentrum 
Als erstes empfing uns der Leiter der Einrichtung in Arad. Er gab uns einen groben Überblick über die Struktur der Universität und die speziellen Aufgaben des Entwicklungszentrums. Im weiteren Gespräch verglichen wir die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Universitären Ausbildung in Deutschland und Rumänien. Dabei kamen wir zu dem Schluss, dass durch den Bologna-Prozess vieles vergleichbar ist. 
3.2 Fakultät Wirtschaft 
Nach einer kurzen Stippvisite in einer Lehrveranstaltung hielt uns die stellvertredende Fakultätsleiterin einen Vortrag über Projekte des internationalen Studentenaustausches. Vor allem die Bilder des Schlosses mit dem botanischen Garten, welches Eigentum der Universität ist und in dem viele wissenschaftliche Kongresse und andere Veranstaltungen stattfinden, beeindruckte uns sehr. Anschließend erläuterten wir, in welcher Form unsere Gymnasiasten auf ihre zukünftige Studentenlaufbahn vorbereitet werden. Nach unseren Eindrücken können wir jedem deutschen Studenten empfehlen, ein Austauschsemester in Rumänien zu absolvieren. 
3.3 deutsches Studienzentrum "Friedrich Schiller"
Leider schon die letzte Station war das deutsche Studienzentrum der Universität. Begleitet und geführt wurden wir von der Leiterin Dr. Teodora Biriş. Wir sprachen über die letzte Ausgabe ihres aktuellen Lehrbuches "Geschäftsbriefe". Dabei diskutierten wir über die Probleme, die unsere Kollegen mit ihr gemeinsam haben - die ständigen Änderungen der DIN-Norm 5008. Sie überließ uns ein Exemplar mit der Bitte um Korrekturlesen. Natürlich versprachen wir ihr, es an unsere Fachkollegen weiterzuleiten. 
Im Anschluss an den Universitätsbesuch zeigten uns zwei Kolleginnen der Gastschule auf einem geführten Stadtspaziergang interessante Ecken der Stadt, die man als Tourist so nie sehen würde.
rumänischer Bauernmarkt

rumänisches und ungarisches Denkmal der bürgerlichen Revolution 1848

historischer Wasserturm der Stadt

Leider hatte auch dieser Tag nur 24h.

24.10.2013
Endlich durften wir einmal etwas länger schlafen, da der Kleinbus, der uns in Begleitung zweier Kolleginnen nach Timișoara bringen sollte, erst 11:00 Uhr bereitstand.

Timișoara ist das historische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Banats und nach Bukarest die zweitgrößte Stadt Rumäniens. Es war also klar, dass wir bei unserem Besuch nur wenige der vielen Sehenswürdigkeiten der Stadt sehen konnten. Als erstes besuchten wir ein Freilichtmuseum am Rande der Stadt, in dem verschiedene Gebäude das Leben der rumänischen Bevölkerung in den vergangenen Jahrhunderten aufzeigte. Ein Schwerpunkt war hier die Lebensweise der verschiedenen Minderheiten des Landes, wie zum Beispiel der Deutschen und Ungarn. 
Das für uns interessanteste Gebäude war die Dorfschule. Hier wurden in einem kleinen Raum 30 bis 40 Kinder von einem Lehrer unterrichtet.

Dann fuhren wir ins Stadtzentrum und nach nur zwei Runden fanden wir einen Parkplatz.

Auf einem ausgiebigen Stadtspaziergang zeigten uns 2 rumänische Kolleginnen einige ausgewählte Sehenswürdigkeiten, wie zum Beispiel das Theater, den Platz der Revolution, Platz der Union mit seiner katholischen Kirche und vieles andere mehr. 

Unsere letzte Nacht im Hotel war nicht besonders angenehm, da in der Hotellobby eine sehr laute Firmenfeier stattfand, die erst gegen 5 Uhr morgens endete. 

25.10.2013
Netterweise durften wir unser Gepäck in der Schule abstellen. So konnten wir die Zeit bis zur Abfahrt zum Flughafen um 15 Uhr noch angenehm in Arad verbringen. 

Um 18 Uhr rumänischer Zeit starteten wir gen Heimat.
 Pünktlich halb sieben deutscher Zeit betraten wir wieder deutschen Boden.